FIRE FLIES V 2023
5. September
Malkastenpark
Düsseldorf
ab 19 Uhr

Alisa Berger

Portal

„Portal“ ist ein Versuchsaufbau, bestehend aus einem beleuchteten Baum, Nebel und einer Klangkomposition. Ein performativer Audiowalk, der als Hypnose gestaltet ist, lädt die Besucher ein, sich in eine parallele Dimension zu versetzen und ihre Geheimnisse anschließend mit dem Baum zu teilen.

Die Klangkomposition im Baum enthält aufgezeichnete Nachrichten von früheren Teilnehmern der Hypnose sowie hohe Frequenzen, die das „Portal“ für die Besucher unzugänglich machen. Die Installation zieht Inspiration aus aktuellen Tendenzen in sozialen Medien und beliebten Verschwörungstheorien, die von einer Aufspaltung der Erde in zwei Realitäten sprechen, sowie aus Filmen wie „The Tommyknockers“ und „In the Mood for Love“, wo Bäume als metaphorische Vertraute dienen oder die Entdeckung jenseitiger Objekte zu einer Verwandlung und Veränderung bei den Bewohnern der Stadt führt.

Alisa Berger


Katja Stuke & Oliver Sieber

Scan Copy / Copy Scan

Bei »Scan Copy / Copy Scan« stehen Fragen nach der Fotografie im Vordergrund, die sich auf die Materialität und das Experiement fokussieren. Mit Maschinen der Vervielfältigung werden Unikate erstellt. Diese endgültige Form des Werkes entsteht aus einer Re-Fokussierung auf Grundlagen der Fotografie, formal-technische Fragestellungen von Fotografie, nach dem notwendigen Licht für die Fotografie, nach Fragen von Kopie und Original, Positiv und Negativ, Produktionsformen und -geräten – und der Umwidmung der für andere Zwecke entworfene Geräte.

In zwei Videos, die bei Fire Flies zu sehen sind, werden den zweidimensionalen stillen Bildern zudem noch die zusätzliche Ebenen der Zeit und des Rhytmus hinzugefügt.

www.krautphotographer.org

Katja Stuke & Oliver Sieber


Ralf Schreiber

Schattenblätter / shadow sheets

Kleine organische Fundstücke aus dem Park (wie Blätter, Zweige und Rindenstücke) werden auf der Glasfläche eines Overheadprojektors arrangiert und mithilfe von kleinen Motoren bewegt und rhythmisiert. Die geringfügigen Bewegungen und Vibrationen werden durch Kontaktmikrofone akustisch erfahrbar gemacht. In der Projektion entsteht ein abstrakter Schattenfilm.

Ralf Schreiber


Jonas Monka

- LOU A00120 Poster I, Poster (85 x 60 cm)

Text: Ausschnitt von „WE BOTH LAUGHED IN PLEASURE, the selected diaries of Lou Sullivan 1961-1991”, ausgewählt von Ellis Martin und Zacha Ozma, Urheberrechte: GLBT Historical Society, San Francisco

- LOU A00120 Phallus II und III grau, 2019-2023, Kunststoff, Pigment (jeweils ca. 15 x 8 x 8 cm)

Der US-amerikanische Autor und Aktivist Lou Sullivan (1951-1991) gilt als einer der ersten sich öffentlich bekennenden schwulen trans Männer: Seine Tagebucheinträge waren der Ausgangspunkt für LOU A00120. Sprachlich und formal betrachtet die Arbeit Intimität, nicht-binäre Identitat und Körper in Transition. Kleine Objekte verweisen als Handabdrücke auch dank ihrer phallischen Formensprache auf intime Nähe.

Jonas Monka


Thomas Klein

Traum V – Deep
Stahlfass mit Licht und Sound

Das Stahlfass ist als Transportbehältnis und Handelseinheit (Barrel) für Rohöl zentraler Bestandteil des internationalen Handels. Neben Kohle und Gas ist Öl der zentrale Energieträger der Industrie und Grundbestandteil nahezu aller Produktionsprozesse der modernen Gesellschaft. Über den symbolischen Gehalt von (schwindenden) fossilen Ressourcen hinaus, kann das Metallobjekt aber auch Klangkörper sein.

Die mit dem Objekt erzeugten, schabenden, kratzenden und rumpelnden Geräusche, die in der Tiefe des Bodens zu verhallen scheinen, wecken Assoziationen zu unterirdischer Arbeit und suggerieren eine tief in die Erde reichenden räumliche Erweiterung des Stahlkorpus´. Gleichzeitig erscheint jedoch das Fass, den physikalischen Zwängen trotzend, ganz ohne Bodenkontakt, in einen Schwebezustand versetzt.

Aljoscha Lahner

opaque like motion, 2023
15‘39“ HD Video, Nylon, ProjeKtion, Fiberglas
79 x 280 x 200  cm

Auf den Außenwänden des selbst angefertigten 1-Personenzelts wird aus dem Inneren eine Projektion sichtbar. Diese zeigt dasselbe Zelt aus der Vogelperspektive, wie es sich auf einer Straße entlang bewegt und seinen Weg in den Wald hinein fortsetzt.

Opaque like motion verhandelt Bedürfnisse nach Autonomie und Zugehörigkeit im städtischen Raum, der von zahlreichen Zäsuren durchzogen ist und wesentlich die moderne Selbst- und Weltwahrnehmung konstituiert.

Als Erweiterung des menschlichen Körpers, Metapher und Projektionsraum für menschliche Sehnsüchte und Ängste fungiert das Zelt als Heterotopos, der das Verhältnis zwischen Natur und Kultur neu reguliert. (Melissa Blau)

Aljoscha Lahner


Ramòn Graefenstein

Narziss 2.0 / 2022
Aluminium, Leuchtdioden, autonome PV- Anlage, Lux-Sensor

Die Leuchttafel von „Narziss 2.0“ ist zunächst die Einladung zu einem imaginären Ort. Die Erwartung, Austausch und Interaktion vorzufinden wird jedoch nur bedingt eingelöst, wenn sich die Skulptur als ein in sich geschlossenes System offenbart, dass seine Energie aus der Sonne bezieht und nach ihrem Untergehen, maßgeblich „nur“ sich selbst beleuchtet. die Arbeit fragt nach den Parametern von Autonomie und gegenseitiger Einflussnahme, nach der Möglichkeit einer Symbiose von technischem und biologischem Leben und wie sich der Mensch dazu positionieren kann.

Ramòn Graefenstein


Nadine Karl

If U Want My Future Forget My Past
Sound-Installation
100x100x100 cm

Zusammenarbeit der Künstlerin Nadine Karl und des Musikers Lambert Windges (@lambertwindges).

Äste einer Trauerweide, die sich begehrlich hin zur Erde neigen, sich in ihrer Trauer wiegen, beinah hörbar sich vernehmen ließen, wie der Gorgonen Schwestern Trauerschreie. Auch wenn sie dem Durchblick sich verwehren, nur Auserwählten Einlass geben in ein Zelt aus Zweigen, schützend vor dem Außen liegen, im Innern beinah wissend schweigen. Der Wind streicht durch die Blätter, sodass sie glänzen wie Dukaten, sich bis ins Wasser am Flussufer strecken und die Oberfläche streichen. Vielleicht lösen sich gleich Nixen aus dem dunklen Bach, treten Wassergeister übers Ufer, kämpfen sich aus dicht bewachsenem Pflanzenwucher?

Unter der Weide aber liegt etwas verborgen, Fragment aus einer anderen Sphäre, öffnet den Blick auf Zukünftiges oder Vergangenes. Handelt es sich um ein Relikt einer Kultstätte wie in Iphigenie auf Tauris? Ein archäologisches Ausgrabungsstück? Erde liegt auf dem Polygon, wie auf einer flachen Bühne, die bereitstünde für den großen Auftritt. Wer sich nähert, kann es hören, kann es spüren, wie Klänge vibrierend aus dem Polygon nach außen dringen und Bässe sich der Umgebung bemächtigen. Ein kleiner Haufen Erde türmt sich auf der einen Seite zu einer Pyramide, zur elementarsten aller Formen. Doch durch Vibration schrumpft der kleine Hügel, fällt in sich zusammen wie bei einem Erdrutsch. Archaisch ist die Formsprache, sind die Klänge der Stimme, die im Innern des Objekts verschüttet liegt. Sie erdet die Betrachter*innen.

Dann aber ein Moment der Irritation, der aus der harmonischen Atmosphäre aufzustören weiß. Der Klang brandet an die permeablen Innenwände und über sie hinaus. Plötzlich fällt er auf – der menschliche Eingriff in die Natur, der Kontrast von künstlich Angelegtem und natürlichem Wachstum. Eine der Begrenzungen zum Beispiel unter der auratisch aufgeladenen Trauerweide konstruiert sich aus Bambusstäben. Bei Einbruch der Dunkelheit beleuchten zudem hohe Strahler die Pflanzenwände. Wie kann Technik mit Natur symbiotisch zusammenwirken? Um globale Krisen zu meistern, müssen wir vielleicht bis an die Wurzel des Naturverständnisses zurückgehen. Denn auf die Gesamtheit der Erde gerechnet gleicht die Menschheit Glühwürmchen, die nur eine einzige Nacht lang aufleuchten, bis sie im Morgengrauen wieder verglühen.

https://lambertwindges.bandcamp.com

Nadine Karl

Friederike Haug

In der Dämmerung glimmen Kopfhörer:

Du bist nicht der Wind. Du bist die Zeitung im Wind. (2023)

ist ein Tanzstück für die Ohren.

Dauer: Ca. 6 Minuten im Loop. Tänzerin: Kristin Schuster.

Friederike Haug


Johanna Reich

SHE–LAND 
Drei automatisch fahrende LED-Bots, 2023
 

SHE-LAND lässt „Light-Poems“ mit Hilfe von drei LED-Bots autonom durch den Park fahren und fragt wie wir unsere Beziehung zur Natur neu denken können. Die leuchtenden „Light-Poems“ wurden auf der Basis eines kleinen feministischen „Short Language Model (SLM)“ generiert, das auf der Grundlage von kaum rassistischen Daten gespeist wird (im Kontrast zu Large Language Models wie ChatGPT sie verwendet) und das weiblichen Sprachformen den Vorang gibt.

Das SLM wurde mit Informationen von Erklärungsmodellen über Natur und Naturgewalten gefüttert: es tauchen Begriffe wie „She Land“ oder die Namen griechischer Göttinnen, die gegen den Klimawandel kämpfen, auf.

Johanna Reich


Mischa Kuball

fieses licht 1995/2010
70 x 100 x 10 cm

Mit seiner Arbeit fieses licht verknüpft der Konzeptkünstler Mischa Kuball gleich zwei Aspekte des Lichtes miteinander. Zum einen wird mit der blauen Farbe auf das menschliche Bedürfnis angespielt, Insekten aus ihrem Lebensraum fernzuhalten, indem man diese durch das für sie tödliche künstliche Licht versucht anzulocken und zu beseitigen.

Zum anderen obliegt der Laterne der historische Hintergrund gasbetriebener Straßenbeleuchtung. Diese Art des Lichts im öffentlichen Raum hat ihre Anfänge zu Beginn des 19. Jahrhunderts und ist vereinzelt auch heute noch in vielen Städten präsent. Durch die Modernisierung in Form von elektronischem Licht droht der Gasbeleuchtung jedoch in immer mehr Städten die Abschaffung.

Mischa Kuball


Frauke Berg

Schwarm, 2013 / 2023
HD, SW, stumm, ca.5 min

Pflanzen und Erde im Düsseldorfer Malkastenpark bieten die Projetionsfläche für die endlos im Loop flirrende Zeichnung. Die Künstlerin Frauke Berg bringt hier Ihre Arbeit in Bewegung und erzeugt einen routierenden Raum im nächtlichen Park.

Frauke Berg


Oliver Gather

Wet lip Services / 2023
Videoinstallation, Farbe, Ton, Loop 4:30min, deutsch /
PET-Flaschen, Stative.

Zwischen Technikglauben und Bastelei mäandert der viereinhalbminütige Film „Wet Lip Services“.

„Kann eine Brause die Welt retten?“, titelt ein Artikel im Lifestyle-Magazin „Couch – Die Dinge, die wir lieben“, und ergießt sich in einfältigen High-Tech-Phantasien, in denen mit künstlicher Intelligenz die dermatologisch optimalen Pflegeprodukte aus dem Brausekopf abgesondert werden.

Donna J. Haraway nennt dieses Muster der Verdrängung „lächerliche[n] Glaube an technische Lösungen“ oder „Technikapokalypsen“. „Wet Lip Services“ hält keine Antworten bereit, aber dazu an, beunruhigt zu bleiben.

Texte: Annika Saunders, Kann eine Brause die Welt retten? / In: Couch - Die Dinge, die wir lieben. Hamburg. Ausgabe Oktober 2021. /

Donna J. Haraway, Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän. Frankfurt/New York 2016.

Bilder: Oliver Gather / AI Art Generator Craiyon.
Abgerufen im Februar 2023

Oliver Gather